Erste Hilfe für die Seele – ein Interview mit Ute Karle

Ute Karle hat seit April 2022 die Leitung und Koordination der Notfallseelsorge im
Hohenlohekreis inne. Mit Leib und Seele liebt die zweifache Mutter ihren anspruchsvollen
Beruf, der ihr immer wieder viel abverlangt. Zum Ausgleich treibt sie regelmäßig Sport, liest
gerne, genießt Musik und engagiert sich in der Kirchengemeinde. Das Prädikantenamt ist
eines ihrer liebsten Ehrenämter.

1. Was ist die Notfallseelsorge?

Sie ist „Erste Hilfe“ für die Seele. Wir werden gerufen, wenn Menschen von einem
sehr belastenden Ereignis betroffen sind. Die Notfallseelsorge ist ein ökumenischer
Dienst und wird von den Kirchen und des Landkreises getragen. Aktuell sind wir ein
36-köpfiges Team von Pfarrerinnen und Pfarrern sowie haupt- und geschulten
ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Wir arbeiten mit der psychosozialen
Notfallversorgung (PSNV) des DRK zusammen.

2. Wie läuft ein Einsatz ab?

Gerufen werden wir über die integrierte Leitstelle (Notruf 112) im Auftrag von
Polizei, Rotkreuz und auch Feuerwehr. Wenn wir angefordert werden, ist Schlimmes
passiert. Zuerst gilt es, den Schock auszuhalten und das Leid mitzutragen. Wir sind
da, bis die Betroffenen sich sicher und stabil fühlen. Unsere Unterstützung kann auch
im weiteren Umfeld des Ereignisses in Schule, Verein und Betrieb stattfinden.

3. Worauf kommt es an?

Polizei und DRK gehen irgendwann, wir können bleiben und bringen Zeit mit. Ich
kann niemandem etwas abnehmen, doch kann ich helfen das Geschehene zu
realisieren und begleiten, damit der Beginn des Abschiednehmens zugelassen werden
kann. Der Beistand in dieser ersten Zeit kann die Betroffenen für die nächsten
Schritte und auf dem Weg der Trauer stärken.

4. Wie können Sie das Erlebte verarbeiten?
Mir hilft, dass mein Alltag aus vielen verschieden Aufgaben besteht, die mich fordern
und erden. Nach einem Einsatz tut es gut, mit unserem Hund in der Natur zu sein. Ein
Lebensschatz für mich ist, das Schwere, Traurige und manchmal auch Unbegreifliche
Gott anbefehlen zu können.

5. Blicken Sie optimistisch in die Zukunft?

Definitiv! Wir haben dieses Jahr insgesamt sieben Männer und Frauen, die ausbildet
werden. Das finde ich großartig. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir im
Hohenlohekreis auch ein Team für Einsatzkräfte zur Unterstützung nach belastenden
Ereignissen haben. Den Einsatzkräften, die im Dienst der Allgemeinheit bergen,
retten und helfen gebührt großer Respekt. Doch geht bei aller Profession manches
auch an ihnen nicht spurlos vorüber.